Gartenbaumuseum

325. Geburtstag Christian Reicharts
(1685 bis 1775)

Wegbereiter des intensiven Erwerbsgartenbaus und bedeutende Erfurter Persönlichkeit

Anlässlich des 325. Geburtstages von Christian Reichart veranstaltete die Stadtverwaltung der Landeshauptstadt Erfurt gemeinsam mit dem Deutschen Gartenbaumuseum im Erfurter Rathaus eine Sonderausstellung, die dieser bedeutenden Erfurter Persönlichkeit gewidmet war. Der studierte Jurist , Bürgermeister und Ratsmeister Christian Reichart, der nach dem Tode seines Stiefvaters 1722 dessen umfangreichen Gartenflächen geerbt hatte, entwickelte sich in der Folgezeit durch praktische Gartenarbeit und das intensive Studium der Fachliteratur zu einem ausgewiesenen Fachmann im Gartenbauwesen, was ihn über die Landesgrenzen hinaus in der Fachwelt bekannt machte. Er praktizierte damals schon die gezielte Selektion als Züchtungsmethode und als effizientes Verfahren für die Saatgutvermehrung. Er experimentierte mit weniger bekannten Gemüsearten wie Blumenkohl, Artischocken und Brokkoli und entwickelte neue Anbausysteme u. a. für die berühmte Erfurter Brunnenkresse und den Blumenkohl. Von ihm entwickelte Arbeitsverfahren und -geräte sollten die Arbeits- und Flächenproduktivität steigern. Außerdem betrieb Christian Reichart einen lebhaften Handel und Austausch mit Sämereien. Nicht zuletzt stellte er Kriterien für eine praxisnahe Ausbildung für den Gärtnernachwuchs auf. Die umfangreichen Kenntnisse über den Gartenbau, die er sich in Jahrzehnten angeeignet hat, fasste er in seinem mehrbändigen Werk „Erfurts Land- und Gartenschatz“ zusammen, das zwischen 1753 und 1774 erstmalig erschien und mehrere Auflagen erlebte. Der Erfurter Gartenbau und der Gartenbau allgemein sollten noch hundert Jahre später von der Grundlagenarbeit Christian Reicharts in Fragen des erwerbsmäßigen Gartenbaus profitieren. Die Bedeutung seiner Persönlichkeit und Wirkens für den Gartenbau kann kaum überschätzt werden.